Pressemitteilung zu Band II der Südwestdeutschen Beiträge zur historischen Bauforschung -27. Januar 1995
Nunmehr liegt der zweite Band der Südwestdeutschen Beiträge zur historischen Bauforschung des Arbeitskreises für Hausforschung Baden-Württemberg vor. Als regionale Gruppe des internationalen Arbeitskreises für Hausforschung e.V. möchten die auf dem Gebiet der Bauforschung tätigen Mitglieder der Fachwelt ebenso wie interessierten Laien ihre neuesten Ergebnisse vorstellen. Bereits mit dem ersten, 1992 erschienenen Band wurde anhand konkreter Beispiele ein kleiner Querschnitt durch die verschiedenen Arbeitsbereiche der Bauforschung in Baden-Württemberg gegeben. Im zweiten Band wird nun mit monografischen Beiträgen ein breites Spektrum historischer Bauaufgaben vorgestellt, das vom Bauernhaus bis zum Schloß, von der Ziegelhütte bis zum Kloster reicht. Im Zentrum des Aufsatzes von Hans-Jürgen Bleyer steht ein spätmittelalterliches Eindach-Bauernhaus von 1539 in Metzingen. Das Bauernhaus, welches Wohnung, Stall und Speicherraum unter einem Dach vereinigt, dokumentiert in eindrücklicher Weise die vielfältigen Neuerungen, die der Übergang vom mittelalterlichen zum neuzeitlicher Bauen mit sich brachte. Dieses „neue Bauen“ war in Metzingen und Umgebung durch die Regentschaft Herzog Eberhards I. im Barte eingeleitet worden. Einem ganz anderen Thema wenden sich Robert Crowell und Barbara Kollia-Crowell in ihrem Beitrag über die Ziegelhütte aus Unterschwarzach (Odenwald) zu. Der Baugeschichte des erst vor kurzem in ein Freilichtmuseum umgesetzten technischen Denkmals des 18.Jahrhunderts geht eine kurze Entwicklungsgeschichte des Ziegeleiwesens voran In diesem Zusammenhang finden sich interessante Ausführungen des württembergischen Baumeisters Heinrich Schickhardt zu dieser Thematik. Dem Seelhaus von Öhringen widmet sich der Aufsatz von Johannes Gromer. Das im 16. Jahrhundert an der Stadtmauer errichtete Wohnheim für Arme, Alte und Kranke wird dabei vor allem im Hinblick auf die Seltenheit und Modernität seiner Gebäudekonstruktion vorgestellt. Antje Jäckel-Sauer belegt mit ihrer Archivrecherche über das Nürtinger Rathaus, daß dem Gebäude ein bedeutender Platz unter den spätmittelalterlichen Rathäusern Schwabens zukommt und nicht, wie lange Zeit angenommen, einen Neubau des 19. Jahrhunderts darstellt. Die wechselvolle Baugeschichte steht dabei für die städtebauliche Entwicklung und den innerstädtischen Strukturwandel. In dem Beitrag von Stefan King wird die Baugeschichte des Rottweiler Gebäudes Hochbrückstraße 19 bis ins 13.Jahrhundert zurückverfolgt. Das aus zwei einstmals getrennt entstandenen Häusern zusammengesetzte Gebäude zeigt neben anderem wesentliche Merkmale des typischen „Rottweiler Hauses”. Der Aufsatz von Burghard Lohrum behandelt die mittelalterlichen Dachwerke der Kirche und die Klausurbauten des Zisterzienserklosters Maulbronn. Er bietet für das seit 1994 zum Weltkulturerbe erhobene Kloster einen Überblick über die Dachwerkskonstruktionen dieser Gebäude, die zu den ältesten Deutschlands zählen: Die erstmals vorgenommene Jahrringdatierung der Hölzer erfaßt den Zeitraum zwischen 1170 und 1704. Der Aufsatz von Stefan Uhl über Schloß Ramsberg beschließt den zweiten Band der Südwestdeutschen Beiträge zur historischen Bauforschung. Er zeichnet die Baugeschichte des Schlosses von der mittelalterlichen Burganlage über den Renaissanceschloßbau detailliert nach und ordnet das Dürnitzgewölbe neu dem 16. Jahrhundert und nicht, wie bisher gedeutet, dem 13.Jahrhundert zu. Mit der vorliegenden Publikation hoffen die Herausgeber für zukünftige Aufgabenstellungen der Bauforschung eine breitere Grundlage zu bieten. [Verfasserinnen: Antje Jäckel, Anja Krämer]