Vergleicht man den Namen unserer Gruppe und den Titel unserer Publikationsreihe, so stellt man fest, dass die Begriffe Hausforschung und Bauforschung nebeneinander gebraucht werden. Der Grund dafür ist in der Geschichte dieser Forschungsdisziplin zu suchen. Die Hausforschung hat sich aus der Volks- und Sachkunde heraus entwickelt, Forschungsgebieten also, die sich mit der Kultur des alltäglichen Lebens, der Arbeit, des Handwerks und der Volkskunst beschäftigt und sich deutlich von Archäologie, Kunst- und Architekturgeschichte unterschieden haben.

Die Hausforschung konzentrierte sich zunächst vornehmlich auf Bauern- und Bürgerhäuser und entwickelte ihre eigenen Untersuchungsmethoden. Einen Schwerpunkt bildet hier die Gefügekunde, die traditionellen Bauweisen und -techniken nachspürt und aus dem Vergleich mit dem vorgefundenen Bestand ihre Schlüsse zieht. Die Dendrochronologie, die Bestimmung des Fällzeitpunkts von Bauhölzern, hat die Hausforschung einen gewaltigen Schritt voran gebracht.

Mit der Zeit hat es sich erwiesen, dass sich mit Hilfe der Methoden von Hausforschung und Dendrochronologie auch die Baugeschichte von Kirchen, Klöstern, Burgen und Schlösser enträtseln lässt. Forschungspotential bieten selbst jüngere Objekte bis hin zu Gebäuden der 50er Jahre. Damit greift der etablierte Begriff „Hausforschung“ heute viel zu kurz und an dessen Stelle ist aus diesem Grunde die Bezeichnung „Historische Bauforschung“ getreten.

Die interessantesten Ergebnisse werden in enger Zusammenarbeit bzw. teilweisen Verschmelzung mit verwandten Disziplinen erreicht, sodass archäologische Grabungen und kunstgeschichtliche Betrachtungen feste Bestandteile bauhistorischer Untersuchungen geworden sind. Unterschiedliche Schwerpunkte und Ziele haben zu einer Spezialisierung und Verfeinerung der Methoden der Historischen Bauforschung geführt. [Stefan King]